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Jörg Bogumil/Sabine Kuhlmann
zung für legitime Entscheidungen, wenngleich dieser Bewertung je nach Kontextbedin-
gungen unterschiedliche Wertesysteme zugrundliegen können (
Mayntz
2011, S. 140).
Anknüpfend an die Easton’sche Systemtheorie (
Easton
1965)
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hat sich in der Politik- und
Verwaltungswissenschaft die analytische Differenzierung von Input- und Output-
Legitimierung als eines der einflussreichsten Konzepte erwiesen. In Anlehnung an die be-
rühmte Trias „government of the people, by the people and for the people“ von
Abraham
Lincoln
fasst
Scharpf
(1998, S. 85) als inputorientierte Legitimierung („government by
the people“) jene Mechanismen auf, die dazu führen, dass Entscheidungen von den Präfe-
renzen der Mitglieder einer politischen Gemeinschaft abgeleitet werden können, also An-
erkennungs- und Folgebereitschaft durch Partizipations- und Kontrollmöglichkeiten der
Bevölkerung. Diese Sichtweise steht auch dem angelsächsischem Gedanken eines Sys-
tems der institutionellen checks and balances nahe (
Blatter
2007, S. 273f.). Outputlegiti-
mierung („government for the people“) ergibt sich dagegen aus der Leistungsfähigkeit des
politisch-administrativen Systems, die u.a. durch Kontrollmechanismen, aber auch unab-
hängige Expertisen, Wissensnutzung und Verhandlungssysteme, gesteigert werden kann
(
Scharpf
1998, S. 85ff.).
Verbindet man diese eher „klassische“ politikwissenschaftliche Sichtweise von Input-
und Outputlegitimierung mit neueren verwaltungswissenschaftlichen und verwaltungspo-
litischen Debatten um Transparenz, Performanz und Verantwortlichkeit (accountability),
so ergibt sich folgendes Bild:
(1) Legitimität und Verantwortlichkeit: Legitimitätseffekte können sich daraus ergeben –
so auch eine normative Erwartung von Reformprotagonisten –, dass politisch-admi-
nistrative Akteure gegenüber spezifischen Adressatengruppen oder einem „Forum“
(vgl.
Bovens
2007, S. 452ff.) in verstärkter oder veränderter Form verantwortlich, re-
chenschafts- oder berichtspflichtig sind. „Verantwortlichkeit“ kann dabei als eine so-
ziale Beziehung aufgefasst werden, in welcher ein Akteur sein Handeln gegenüber ei-
nem „Forum“ erklären, rechtfertigen und mit entsprechenden Konsequenzen rechnen
muss, während das „Forum“ Fragen stellen und Bewertungen vornehmen kann
(
Bovens
2007, S. 542). Veränderungen in den Verantwortlichkeitsstrukturen können
demnach sowohl die Input- als auch die Outputlegitimierung betreffen. So bezieht
sich der Versuch, die politische Verantwortlichkeit (political accountability) etwa
durch direktdemokratische Verfahren oder den Ausbau kooperativer Demokratie zu
stärken, vor allem auf inputorientierte Legitimierungsquellen. Dagegen wirken sich
Veränderungen in der administrativen Verantwortlichkeit (administrative accountabi-
lity) eher im Bereich der Outputlegitimierung aus
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. Hier sind unter anderem die ver-
stärkte Nutzung von kennzahlenbasierten Controlling-, Evaluations- und Monitoring-
verfahren, Auditing und neue Funktionsprofile von Rechnungshöfen und Prüfanstal-
ten angesprochen. Schließlich kann es durch die verstärkte Einbindung von externen
Gremien, Beratungsinstanzen und Expertenkommissionen, aber auch durch Verwal-
tungsreformen (z.B. Agenturbildung, joined up-government; shared servies etc.) dazu
kommen, dass Verantwortlichkeit nicht mehr klar zugeschrieben werden kann und
das besagte „problem of many hands“ (
Bovens
2007, S. 457) entsteht, was Legitimi-
tätseinbußen zur Folge haben kann.
(2) Legitimität und Transparenz: Es dürfte bereits deutlich geworden sein, dass (politi-
sche und administrative) Verantwortlichkeit eng an Fragen der Transparenz geknüpft
ist (
Hood
2006). Fasst man Transparenz (
Grimmelikhuijsen/Meijer
2013, S. 139) als